Humor und Lachen in der Altenpflegeausbildung

Erding I 27.07.2019

Humor bewirkt vielleicht keine Wunder, aber er eröffnet einen Zugang zu Menschen, die ansonsten vielleicht nicht mehr erreicht werden. Das gilt besonders in der Altenpflege im Umgang mit Demenz-Patienten. Bei der Unterrichts-Einheit „Humor und Lachen in der Pflege" in der Berufsfachschule Erding haben die angehenden Altenpflegerinnen und Altenpfleger viel über die Theorie und Praxis des Humors gelernt – und hatten dabei selbst viel zu lachen.

Clowns gelten als Experten für Spaß und Lachen. Wer wäre also für die Unterrichtseinheit „Humor und Lachen in der Pflege" besser geeignet als ein Klinikclown? Mit Erika Birner-Hintermaier besitzt die Erdinger Berufsfachschule für Altenpflege gleich eine doppelt qualifizierte Fachkraft. Sie ist nicht nur als Lehrerin tätig, sondern auch ehrenamtlich als Clown engagiert. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Diplom-Theologen Nikolaus Hintermaier, entführten sie den Kurs AP 17 einen Vormittag lang in das Land des Lächelns. Das Ehepaar hat eine zweijährige Clown-Ausbildung (Gesundheit!clown®) absolviert und tritt als Clownpaar bei Senioren, in Schulen und als Kirchenclown auf. Mit einer lockeren Aufwärmrunde stimmten die Hintermaiers die Schüler auf das Thema ein und erkundeten gemeinsam spielerisch, wie sich Emotionen nonverbal steigern lassen. „Verbindet Alltagstätigkeiten mit Emotionen", forderten sie die Auszubildenden auf. „Wenn etwa ein dementer Bewohner sich nicht waschen will, dann macht ein Spiel daraus. Tut so, als ob ihr euch selber waschen wollt." Die entstehende Heiterkeit baut Widerstände ab, nimmt Druck aus der Situation und fördert eine gelassene Atmosphäre. „Im Großteil der Fälle wird die Körperwäsche danach kein Problem mehr sein", ist die Lehrerin sicher.

Humor ist eine wichtige Ressource in der Pflege
Lachen hat eindeutig positive Auswirkungen auf Körper und Psyche. Die Gelotologie befasst sich wissenschaftlich mit diesen Aspekten des Lachens. Studien bestätigen, dass Heiterkeit das Immunsystem stimuliert und stärkt, die Muskeln des gesamten Körpers lockert und Angstzustände mindert. Für Hintermaier damit ein ideales Werkzeug, um in schwierigen und belastenden Pflegesituationen heiter, professionell und wertschätzend mit den alten Menschen umzugehen. „Humor ist eine wichtige Ressource für den Pflegeberuf", so das Ehepaar. Mit ihrem Unterricht wollen sie nicht nur eine humorvolle Einstellung zum Pflegeberuf vermitteln, sondern den Schülern auch kreative Gestaltungsmöglichkeiten für den Pflegealltag mitgeben. Ein Humorbuch, lustige Sprüche und Comics für die Pinnwand auf der Station sowie humorvolle Gedächtnisübungen, Zungenbrecher, Scherzfragen und Witze zählen dazu. „Mit einem Lächeln geht alles leichter", „Alles nicht so ernst nehmen", und „Spielerischer mit Problemen umgehen" lauteten die Statements der Schüler dann auch abschließend. In Zukunft öfter mit einem Lächeln auf die Station zu kommen - das haben sich die angehenden Altenpflegerinnen und -pfleger alle vorgenommen.

Eine nette Geste oder ein Scherz helfen, Vertrauen aufzubauen
Der Lehrplan der Altenpflegeausbildung gliedert sich in sogenannte Lernfelder. Während der dreijährigen Ausbildung unterrichten erfahrene Lehrkräfte und Dozenten Felder wie „Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen", „Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen" oder „Gestaltung von Gesprächssituationen". Humor kann dabei eine wichtige Unterstützung sein. Eine nette Geste, ein Scherz oder ein Augenzwinkern helfen Vertrauen aufzubauen und die Kommunikation zwischen Pflegekraft und Patient zu verbessern. Und nicht zuletzt hilft es den Pflegenden, gelassener mit belastenden und stressigen Situation umzugehen. „Die eigene Gesundheit erhalten und fördern ist nämlich ein weiteres Lernfeld der Altenpflegeausbildung", ergänzt Schulleiter Michael Nauen.


powered by webEdition CMS