Seminar zur Sterbebegleitung

Erding I 08.04.2025

Sterben und Tod gehören mit zum Berufsalltag von Pflegefachkräften. Um den Pflegenachwuchs sensibel an das Thema heranzuführen, veranstaltet die Berufsfachschule für Pflege Erding ein sogenanntes Sterbebegleitungsseminar. Herausgelöst aus der Lernumgebung Schule im Bildungshaus „Oase Steinerskirchen“ nutzten die Pflegeazubis im zweiten Ausbildungsjahr die Umgebung, um sich intensiv mit psychosozialen Aspekten der Sterbebegleitung zu befassen. „Im Akutkrankenhaus versterben die meisten Patient:innen an Tumorerkrankungen,“ erklären Kerstin Sievers und Erika Birner-Hintermaier. Die Lehrerin für Pflege und die Lehramtsassessorin für berufliche Schulen hatten deshalb dem Seminar die Unterrichtseinheit „Tumor“ vorangestellt.

„Der Tod wird in unserer jugendorientierten Gesellschaft gern verdrängt. Sterbebegleitung verlangt auch vom Begleiter eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben“, ist Birner-Hintermaier überzeugt. Sie regte die Azubis daher an, das Zusammenspiel Sterbender und Begleiter kreativ und szenisch zu bearbeiten. Auch die Durchführung eines Abschiedsrituals und das Überbringen einer Todesnachricht erarbeitete die Klasse sowohl dialogisch als auch mithilfe von Rollenspielen. Palliativ Care Fachkraft Maria Ackermann unterrichtete Pflegemaßnahmen bei sterbenden Menschen. Angeleitet von Klinikseelsorgerin Claudia Dorfner setzte sich die Klasse mit den Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross und dem Umgang mit dem Tod in verschiedenen Religionen auseinander. Um sich des Lebens zu versichern, gab es zwischendurch Yogaeinheiten, Körperübungen, Bewegung mit Musik und gemeinsame Spaziergänge. Zurück in der Pflegeschule am Gesundheitszentrum in Erding folgte die Theorie zur rechtlichen Situation wie Patientenverfügung oder Bestattungsgesetz. Konkrete Unterstützungsangebote für Pflegende durften beim abschließenden theoretischen Input ebenso wenig fehlen wie die Evaluation der Sterbebegleitungswoche.

„Emotional, lehrreich und unvergesslich. Wir haben erfahren, wie viel ein offenes Ohr und ein ruhiges Wort bedeuten können“, sagte die 19-jährige Kirat Sarkaria abschließend. Kurskollegin Maxime Schiller ergänzte: „Hinter jedem Patienten steht eine Geschichte. Wir haben gelernt, sie wahrzunehmen.“ Birner-Hintermaier ist begeistert, mit wieviel Offenheit und Engagement die Auszubildenden im Unterricht dabei waren. „Die Lernumgebung in der Oase Steinerskirchen trägt viel dazu bei, dass die Auszubildenden nicht nur einen professionellen Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen lernen. Der Ortswechsel fördert auch die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben“, versichert sie. Eine Auseinandersetzung mit persönlichen Verlusterfahrungen, Tod und Trauer ist ihres Erachtens unumgänglich im Pflegeberuf. „Sie ermöglicht eine kongruente, empathische Sterbebegleitung und fördert die persönliche Resilienz.“ 


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