Diversität in der Pflegeausbildung

Erding I 26.07.2023

Die Menschen, die professionell in der Pflege tätig sind, sind ebenso individuell wie die ihnen anvertrauten Pflegeempfänger. Zum Umgang mit den verschiedensten Krankheitsbildern und Unterstützungsbedarfen kommen die sozialen, kulturellen und religiösen sowie Unterschiede in der sexuellen Orientierung hinzu. Um den Kurs G21 für „Diversität in der Pflege" zu sensibilisieren, veranstalteten die Pflegepädagoginnen Christiane Wissing und Kerstin Sievers einen Expertentag. Als Referenten luden sie vier Gäste aus der LGBT-Community sowie Michael Härteis, Referent Öffnung für LGBT bei der MünchenStift GmbH, ein.

Mit einer Videoaufzeichung von Comedian und Transfrau Dana Diezemann erhielten die Auszubildenden Einblick in den Weg „vom Mann zur Frau". Papa und Papi sind eine ganz normale Regenbogenfamilie, die mit ihrem fünfjährigen Sohn Lukas und Labrador Anton in einem Häuschen irgendwo in Bayern wohnen. Sabine Holm hingegen ist eine 76jährige, lesbische Frau und Florian Büttner ein junger Gesundheits- und Krankenpfleger und TransMann. Sie alle sprachen über ihre sexuelle Identität und die Stolpersteine auf ihrem Weg dahin. Härteis stellte das Konzept der diversitätssensiblen Pflege für LGBTI*-Senior*innen vor. Die MünchenStift GmbH hat sich als Betreiber von 13 Alten- und Pflegeheimen der Öffnung der Langzeitpflege für Lesben, Schwule und Transgender verschrieben. Mit ihrem Konzept wollen sie offen lebende lesbische Frauen, schwule Männer und trans* Menschen die Möglichkeit bieten, auch in Pflegeeinrichtungen nach ihren Gewohnheiten weiterzuleben. Parallel dazu gilt es für die dort arbeitenden Personen eine kultursensible Pflege, Verständnis für individuelle Lebensrealität und diskriminierungsfreie Räume zu schaffen. Laut Härteis umfasst dies einen nunmehr vierjährigen Prozess, der sich auf einem sehr guten Weg befindet.

Obwohl sich die gesellschaftliche Akzeptanz zunehmend positiv entwickelt, sind LGBT-Personen auch in Europa bzw. Deutschland nach wie vor Diskriminierungen und Belästigungen ausgesetzt. Die Auszubildende Tamara Schuhmann wollte dann auch von den beiden Vätern wissen, ob sie ohne Bedenken als Familie in alle Länder reisen können.

Die Auszubildende Marie Börner zog für sich das Resümee: „Der Tag war kein typischer Unterrichtstag, sehr informativ und unheimlich schön!" Wissing und Sievers freuten sich über das große Interesse der Pflegeauszubildenden und finden: „Diversity ist eine Bereicherung für uns alle. Eine vorurteilsfreie, diversitätssensible Pflege muss selbstverständlicher Teil von professioneller Pflege sein. Entsprechende Kompetenzen zu vermitteln, gehört zu unseren Aufgaben als Pflegepädagoginnen."