Besuch der Gedenkstätte Dachau unterstützt Werteorientierung

Erding I 29.05.2019

Die theoretische und praktische Ausbildung in der Altenpflege dauert drei Jahre. Was früher Schulfächer waren, nennt sich jetzt Lernbereiche. Diese sind wiederum thematisch in fünf Lernfelder zusammen gefasst. Eines dieser Lernfelder, die Sozialkunde, soll unter anderem die Entwicklung der Werteorientierung der Auszubildenden unterstützen. Hört sich trocken an, findet aber an der Berufsfachschule Erding sehr praxisorientiert statt. Denn die Klassen AP 17 und AP 18 besuchten im Rahmen dieses Lernbereichs das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Dachau.

Während der Hinfahrt herrschte unter den rund 40 Schülern noch die ausgelassene Stimmung eines ganz normalen Schulausflugs. Mit Betreten des Geländes des ehemaligen KZ-Dachau durch das Eingangstor mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei" schlug die Stimmung schnell um. In kleineren Gruppen erkundeten die Schüler das Gelände mit den einzelnen Stationen auf eigene Faust und sammelten Eindrücke über das unvorstellbare Verbrechen, das hier an Menschen begangen wurde.

Für die Häftlinge begann die entwürdigende Aufnahmeprozedur nach ihrer Einlieferung im sogenannten Schubraum. Im Brausebad wurden sie dann kahlgeschoren, desinfiziert und den Schikanen der SS-Aufseher ausgesetzt. Zu Beginn wurden noch hauptsächlich politische Gefangene im KZ-Dachau inhaftiert. Mit Einführung der Nürnberger Gesetze zur Rassendiskriminierung kamen schnell neue Häftlingsgruppen wie Zeugen Jehovas, Emigranten oder Homosexuelle, später auch Sinti, Roma und Kriegsgefangene hinzu. Neben den unmenschlichen und brutalen medizinischen Versuchen an einzelnen Häftlingen und den drakonischen Strafen, schockierte die Schülerinnen und Schüler auch das Krematorium. Hier wurden unter anderem zum Tode Verurteilte vor den brennenden Öfen erhängt. Die Stille der Kirche, die nachträglich auf dem Gelände errichtet wurde, spendete sogar den „Nicht-Kirchgängern" ein wenig Trost und milderte das Frösteln einiger Auszubildenden, das sie trotz des frühlingshaften Wetters schwer loswerden konnten.

Für Michael Nauen, Leiter der Berufsfachschule für Altenpflege Erding, ist klar: „Demokratie lebt von mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Für unsere zukünftigen Altenpflegekräfte ist die Fähigkeit zu eigenverantwortlichen und werteorientierten Entscheidungen eine Grundlage ihres beruflichen Handelns." Die Schüler bedankten sich bei den begleitenden Lehrern Nauen und Kerstin Sievers, Klassleiterin der AP 17, für die wertvolle Erfahrung. „Die meisten von uns hätten diese Gedenkstätte nicht auf eigene Faust besucht", so der einhellige Tenor der jungen Leute auf der Rückfahrt.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau liegt nordnordwestlich von München am Ostrand von Dachau. Sie wurde am 5. Mai 1965 als Mahnstätte und Erinnerungsort auf dem ehemaligen Häftlingsgelände des Konzentrationslagers Dachau errichtet. Seit 2003 befindet sie sich in Trägerschaft der Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

 

 


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